Synästhesie. Oder wie Wahrnehmung eine Superkraft sein kann.

Zwischen Markenimpulsen und Anregungen zu nachhaltiger Unternehmensführung lenken wir den Blick auf mich und meine Wahrnehmung. Sie ist es nämlich, die dazu geführt hat, dass Ästhetik eine wesentliche Rolle in meinem Berufsleben spielt. Ich bin Synästhetikerin. Das klingt nach einer schrägen Glaubensrichtung oder nach einer besonderen Krankheit, ist es aber nicht. Menschen, die synästhetisch wahrnehmen, verknüpfen mehrere Sinne beim Verarbeiten von Informationen. Sie schmecken Töne, hören Farben oder fühlen Geschmäcker. Etwa vier Prozent der Menschen verfügen über dieses Persönlichkeitsmerkmal und die Forschung interessiert sich am “farbigen Hören” bereits seit der Antike, beginnt jedoch erst so richtig im Jahr 1866 durch den Neurophysiologen Alfred Vulpian, der den Begriff erstmalig benutzt.

Man kann mittlerweile diagnostisch aufzeigen, welche Hirnarenale aktiviert werden und geht von einer Vererbung als Ursache aus, aber viel mehr weiß die Forschung leider noch nicht.

Fakt ist, Synästhetiker:innen kombinieren unwillkürlich zwei oder drei Sinne miteinander. Bei mir liegt der Fokus auf Farben und Raum. Meine Zahlen und Buchstaben haben jeweils feste Farbtöne und Wochen; Monate und das Jahr ordnen sich vor meinem geistigen Auge räumlich in bestimmten Formen an.
Spooky? Nein, im Gegenteil. Ich mache damit nichts direkt, aber ich musste lernen, dass nicht jeder Mensch so intensiv wahrnimmt. Vielmehr steckt in dieser Art der Sinnesverschmelzung eine intensivere Aufnahme der Umgebung und feinfühligere Entscheidungen sind möglich.

Der Nachteil steckt in der Reizüberflutung, die ich gezielt regulieren muss. Die Vorteile überwiegen jedoch und sind fantastisch!

Die deutsche Synästhesie Gesellschaft schreibt Synestätikern

  • erhöhte Kreativität

  • erhöhte Merkfähigkeit

  • bessere Vorstellungskraft/Bilderdenken

  • bessere Detailwahrnehmung

  • verstärkte Sensibilität für Sinneswahrnehmungen

  • erhöhte emotionale Empathie

zu und beschäftigt sich mit dem wissenschaftlichen Hintergründen. Quelle: https://synaesthesie.org/de

Update: Im Jahr 2023 habe ich an einer Test-Reihe der Universität Bern, Institut für Psychologie
Abteilung Kognitive Psychologie, Wahrnehmung und Methodenlehre, teilgenommen, die sich unter anderem mit
Synästhesie beschäftigt und die Ursachen und Ausprägungen erforscht. Dem Ergebnis nach bin ich Synästhetikerin – für alle die es wissenschaftlich bewiesen haben wollen.

Transportiere ich jetzt meine gelbe Zwei oder mein hellblaues D auf Kunden und Markendesigns? Nein, so eindimensional ist es nicht. Ganz im Gegenteil, ich habe ein feines Gespür wie Wörter, Formen, Farben und Räume zusammenstehen müssen, damit sie wirken. Ich springe zwischen Raumausstattung, Corporate Design-Empfehlungen und wiederkehrenden Mustern in Arbeitsprozessen bis hin zu Kleidungs-Stil-Beratung – immer aus der Marke oder der Persönlichkeit des Unternehmens oder der Person heraus. Denn ich nehme die Zusammenhänge stärker war. Sehe sofort, wenn etwas nicht harmonisiert oder die Botschaft hinkt und glaube daher daran, dass alles gestaltet werden kann, damit es nachhaltig wirkt.

Vor ein paar Jahren habe ich Geschäftspartner in Spanien besucht und deren Unternehmen besichtigen können. Einer der Inhaber sagte nach der ersten Stunde “ok, sie sieht alles.” Und genau das ist es. Ich nehme unmittelbar Details und Zusammenhänge wahr und kann wiederkehrende Muster, Parallelen und doch auch neue Kombinationen sichtbarmachen.

Das ist meine Superkraft. Sie kann als Vermittlung eingesetzt werden, als Ideengebung und strategische Impulse für nachhaltiges Markenmanagement liefern. Sie hilft zu reflektieren und zu einer eigensinnigeren Formensprache zu kommen. Sie ist wunderbar.

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