Es zählt nur, was sich zählen lässt. Oder auch ästhetische Unternehmensführung ist messbar.

Unternehmen stehen heute vor einer krassen Herausforderung: Sie müssen messbare wirtschaftliche Ergebnisse liefern und gleichzeitig Identität, Ästhetik und Markenführung spürbar machen. Umsatzzahlen, Wachstumsraten, KPIs sind feste Management-Messgrößen. Alles andere – das Leise, Atmosphärische, Ästhetische – scheint schwer greifbar und landet schnell in der Kategorie „nice to have“.
Doch die aktuelle Forschung zeigt: Ästhetik- und Identitätsarbeit wirken – messbar und damit nachweisbar und so unfassbar entscheidend für Erfolg, Transformationsfähigkeit und Resilienz – für Zukunft.

 
 
 
 
 
 

Marken- und Identitätsarbeit zahlt sich aus

Nicht nur theoretisch, sondern überprüft: Studien zeigen, dass strategische Marken- und Identitätsarbeit den Unternehmenserfolg direkt stärkt.

  1. Finanzielle Stabilität durch Markeninvestitionen – Madden, Fehle & Fournier, 2002 Brands matter: An empirical investigation of brand-building activities and the creation of shareholder value
    Diese Studie zeigt, dass Unternehmen, die strategisch in ihre Marken investieren, höhere Aktienrenditen erzielen und geringere Kursschwankungen aufweisen. Markenarbeit ist damit ein messbarer Hebel für finanziellen Erfolg und Stabilität. Das ist jetzt nicht 1:1 aus dem Mittelstand oder aus Daten der KMUs, aber es zeigt eine Richtung auf.

  2. Resilienz und interne Markenbindung – Organizational Resilience and Internal Branding, 2022
    Resiliente Organisationen entwickeln eine stärkere Bindung der Mitarbeitenden zur Marke. Das fördert die Verankerung der Unternehmens-DNA, steigert die Anpassungsfähigkeit und unterstützt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Es geht also in beide Richtungen: Resistente Organisationen sorgen für Markenstärke. Marke ermöglicht Resilienz.

Markenwert: empirisch, strategisch, entscheidend

Gehen wir mal ein bisschen zurück (da war KI noch etwas für Science Fiction) – Die PwC Markenstudie 2019 liefert klare Zahlen zur Relevanz von Marken:

  • 45 % der Befragten bestätigen, dass der Markenwert den Unternehmenswert stark beeinflusst.

  • 63 % erwarten, dass seine Bedeutung in den kommenden Jahren weiter steigt.

  • 53 % messen dem Markenwert im Controlling eine hohe oder sehr hohe Bedeutung bei.

Darauf aufbauend zeigt die BSI-Studie „Die 5 % der Entscheidung“: emotional-ästhetische Details machen den Unterschied. Markenführung beginnt dort, wo Automatisierung endet – und genau diese Details sind messbar wirksam. Sag ich doch.

Der Kern des Unternehmens…

findet sich in Produkten, Prozessen, Eigenheiten und Erfolgen

zeigt sich in Haltung, Kultur, Design, Innovation, Stil und Anstand

sorgt dafür, dass alles zur rechten Zeit, am rechten Ort, beim richtigen Kunden zum richtigen Wert kommt.

Die Identität ist der Kern, Ästhetik, das was davon sichtbar wird

Dass Ästhetik weit mehr als Geschmack ist, belegen inzwischen zahlreiche neurowissenschaftliche Studien: Sie zeigen messbar, wie Gestaltung auf Körper, Gehirn und Verhalten wirkt.

Messbare Fakten aus Neuroästhetik & Designforschung

  1. Neuroästhetische Wirkung im Raum – Google „A Space for Being“
    In einer Installation zur Mailänder Design Week trugen Besucher:innen Sensor-Armbänder, die Herzfrequenz, Hautleitwert, Atemfrequenz und Hauttemperatur erfassten. Das Ergebnis? Räume unterschieden sich messbar darin, wie stark sie Stress reduzierten und Wohlbefinden förderten. Jede Person konnte live erleben, in welchem Ambiente ihr Körper am entspanntesten reagierte.

  2. Ästhetik beeinflusst Gehirn & Wohlbefinden
    Neuroästhetische Studien zeigen: Kunst und Gestaltung aktivieren das Belohnungssystem des Gehirns. Beim Betrachten von Kunstwerken steigt die Gehirndurchblutung um bis zu 10 % – vergleichbar mit dem Anblick eines geliebten Menschen.

  3. Neuroästhetik als Unternehmensressource
    Die Architekturpsychologin und Expertin für Neuroästhetik Katharina Kassner zeigt mit ihrer Forschung, dass ästhetische Qualität nicht nur dekorativ nett ist, sondern Aufmerksamkeit, Emotionsregulation und Entscheidungsverhalten beeinflusst. Räume und visuelle Umgebungen mit hoher ästhetischer Kohärenz fördern Fokus, Entspannung und positive Bindung – und wirken damit direkt auf Produktivität, Kreativität und Zusammenarbeit in Organisationen.

Ästhetik wirkt wirklich

Die Studie von Axel Büther im Gesundheitsbau liefert weitere konkrete Belege und ich kann jedem empfehlen sich diese Evaluation ganz genau anzusehen, denn sie ist so mind-blowing: https://axelbuether.de/2019/farbe-im-gesundheitsbau-colour-design-thinking/

  • Wahrnehmung der Raumgestaltung stieg bei Patienten um 32,3 %, die Farbgestaltung sogar um 62,7 %.

  • Das Gefühl der Privatheit verbesserte sich um 55,2 %.

  • Die Zufriedenheit des Personals stieg um 12 %, der Medikamentenverbrauch sank um 30,1 %.

Übertragen wir das auf Unternehmen, dann können wir sagen: Die Farb- und Lichtgestaltung steigert Mitarbeiterzufriedenheit, Wohlbefinden und Produktivität – messbar, nicht nur gefühlt.

Design: strategische Kompetenz mit messbarem Nutzen

Die Bayern Design Studie 2022 zeigt, dass Design direkt wirtschaftlich wirkt:

  • Unternehmen mit hoher Designfähigkeit erzielen höhere Umsätze und stärkere Kundenbindung.

  • Designfähigkeit korreliert mit besserer Marktpositionierung und Innovationskraft.

  • Top-Unternehmen unterscheiden sich in Strategie und Implementierung deutlich von weniger designaffinen Unternehmen.

Design ist also kein Extra, sondern strategisches Fundament für Marken, Identität und wirtschaftlichen Erfolg.
Auch hier gibt es von mir eine klare Leseempfehlung: https://bayern-design.de/wp-content/uploads/2022/07/BD-Studie_22_FINAL_Doppelseiten.pdf

Ästhetische Führung: Einfluss auf Produktivität und Bindung

Die Dissertation von Pascal Schlegel belegt qualitativ:

  • Ästhetische Führung steigert die Produktivität.

  • Sie reduziert die Mitarbeiterfluktuation.

  • Sie fördert Innovation und Mitarbeiterbindung.

Die Ergebnisse basieren auf 199 Kodierungen erster Ordnung aus Interviews und Job-Shadowings – ein klarer Beweis, dass Ästhetik kein Luxus, sondern ein wirksames Führungsinstrument ist.

So und nun? Wie schon gesagt – Alles hängt zusammen

Wenn wir die Studien zusammenführen, wird klar, wie eng die Elemente miteinander verzahnt sind:

  1. Ästhetik und Design beeinflussen Wahrnehmung, Wohlbefinden und Produktivität.

  2. Markenwert transportiert diese Wahrnehmung nach außen und schafft emotionale Bindung.

  3. Identitätsorientierte Unternehmensführung macht Design und Markenstrategie wirksam, steigert Innovationskraft und Resilienz.

Es entsteht ein integriertes System, in dem alle drei Hebel aufeinander wirken und den Unternehmenserfolg messbar steigern.


Es geht nicht um oberflächliche Schönheit oder isoliertes Marketing, sondern, um Fakten, die zählen: Ästhetik, Identität und Markenführung sind wirtschaftliche Güter. Unternehmen, die diese Elemente bewusst verknüpfen, steigern nachweislich Wert, Produktivität, Innovationskraft und Mitarbeiterbindung – und sichern ihre Zukunftsfähigkeit.

Nicht alles, was wirkt, ist messbar. Aber alles, was wirkt, zählt.

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Sinnlichkeit. Oder auch “Wer spürt, führt.”