Ordnung. Wie wertvoll ein klarer Blick auf die Dinge ist.

Wenn ich mit Menschen zusammenarbeite, begegnet mir immer wieder die Aussage “Oh, Claudia, ich dachte bei Dir ist alles viel bunter” – immerhin sind Farben meine Sprache. Oder auch “hach, bei Dir ist immer alles aufgeräumt und klar, ich müsste auch mal wieder Ordnung schaffen”.

Fragt man meine Mutter, schüttelt sie immer noch den Kopf über meine Ordnungsliebe. Als Kind habe ich sie mit meinem Chaos regelmäßig in den Wahnsinn getrieben. Warum ist mir Ordnung als erwachsender Mensch so wichtig geworden?

Die Antwort liegt in der Reizüberflutung und meiner sensiblen Wahrnehmung. Die Welt dreht sich rasant und mit ihr drehen sich unendlich viele Informationen, Impulse und Reize. Dem gegenüber steht die Anforderung komplexe Sachverhalte zu verstehen und Lösung für knifflige Fragen zu finden. Vor dieser Herausforderung stehen auch viele Menschen in Unternehmen.

Ich habe verstanden, dass ich eine Umgebung brauche, die es mir ermöglicht den Überblick zu behalten. Alles, was heraussticht, ist ein Indiz, dass etwas bewusst betrachtet – geklärt oder aufgeräumt – werden muss. Das klingt anstrengend, ist es aber überhaupt nicht. Es hilft meinem Geist zur Ruhe zu kommen.

Ordnung ist nichts anderes als Formgebung. Und Formgebung fordert Formbewusstsein. In dem wir also wegräumen, was unnötig ist, löschen, was überholt ist, sorgen wir dafür, dass wir klar und fokussiert arbeiten können.

Es gibt das wunderbare Zitat

„Wenn man achtsam ist, hält man die Form und wenn man zerstreut ist, hält einen die Form.“

Dieses Prinzip zieht sich durch das gesamte Leben. Beweise gefällig?

Schauen Sie in Ihre digitale Ordner-Struktur: Finden Sie Dateien, die nicht offensichtlich benannt sind? Gibt es Ordner die “Divers” oder “Sonstiges” heißen. Wahrscheinlich. Wieviel Zeit verschwenden Sie, in dem Sie darin suchen oder wieviel Energie geht verloren, in dem Sie jedes Mal darüber stolpern und nicht genau wissen, was dort zu finden ist?

Schauen Sie in Besprechungsräume, Toiletten, Teeküchen und Flure – liegen oder stehen da Dinge, die eigentlich überflüssig sind? Oh, sie heben schnell die Snack-Verpackung auf und meinen das Problem ist gelöst? Nope. Da muss ich Sie enttäuschen. Denn, dass etwas Überflüssiges gefunden wurde, liegt daran, dass jemand sich nicht zuständig gefühlt hat, unachtsam war oder nachlässig. Alle drei Optionen sind Indizien dafür, dass Sie in Verantwortungsbewusstsein investieren dürfen.

Fehlende Ordnung ist also immer ein Symptom für Knoten, Missstände oder Lücken.

Und wenn es darauf ankommt, wenn Konflikte brenzlig werden oder Krisen an die Tür klopfen, dann sorgt Ordnung dafür, dass wir nicht aus dem Rahmen fallen.

  • Da sind die Umgangsformen, die uns Konfliktgespräche leichter führen lassen, als Stühle zu werfen.

  • Da sind die Corporate Design Vorlagen, die exzellent aussehen und bei hitzigen Themen für Professionalität sorgen.

  • Da sind Verträge, die einen Rahmen vorgeben in dem sich alle bewegen wollen und müssen.

  • Da ist das visuelle Leitsystem, das dafür sorgt, dass man direkt ankommt und sich nicht verirrt.

  • Da gibt es die übergeordnete Ordner- und Datei-Struktur, die es ermöglicht ohne ständiges Nachfragen Personenunabhängig an Informationen zu kommen.

  • Da gibt es Kalender, die, wenn sie gepflegt sind, Zeitmanagement ermöglichen und damit für ein ressourcenschonendes Arbeiten.

  • Da sind die Büroräume, die je nach Funktion den Geist anregen oder Ruhe schaffen um sich zu konzentrieren.

Warum sollte überall dort Müll, Willkür oder Nachlässigkeit für etwas Gutes sorgen?

Weil es Disziplin erfordert?! Stimmt, Ordnung fängt bei jedem und jeder selbst an.

Ich habe gelernt wie wirkungsvoll es ist, den eigenen Schreibtisch wirklich jeden Abend so aufzuräumen, dass man alles wegpacken kann. What? Ja, es hat den Vorteil, dass ich gezwungen bin mich zu entscheiden. “Was kommt wohin?” Was muss noch sauber abgelegt werden und zwar so, dass alle im Team darauf zugreifen können?” Was kann ich löschen und wegschmeissen?” Und das Wegräumen bedeutet auch ein Aufatmen. Das ist lebenswichtig.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Start am folgenden Tag weniger stressvoll ist, als wenn schon drei Berge Unterlagen vor uns liegen.

Ordnung heißt nicht nur Aufräumen, sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, wo was seinen Platz hat. Und neuen Dingen ihren Platz zu zuweisen. Das ist für mich das Faszinierendste an Ordnung:

Ordnung schafft freien Raum für neue Gedanken.
Plötzlich kann sich Kreativität entfalten und sich in jede freie Ecke drängen. Nichts lenkt ab oder zieht herunter und bremst damit den Flow der Ideen.

Probieren Sie es aus! Räumen Sie gnadenlos auf. So lang wie Sie nichts mehr weglassen können. Und dann atmen Sie tief ein. Es ist ein fantastisches Gefühl! Versprochen.

Und dieses Gefühl, diesen Zustand empfehle ich jedem Unternehmen. Räumt auf. Atmet durch. Findet für alles, was benötigt wird einen Platz. Und zelebriert das Reinigen und Wegräumen.

Ehrt eure Ordnung, denn sie wird euch Halt geben, wenn es turbulent wird.
Sie wird eurem Unternehmen Stabilität ermöglichen und trotzdem dafür sorgen, dass ihr schnell, wendig und kreativ seid.

Ich mag es nicht bunt, ich mag es farbig. Denn jede Farbe verdient ihren Raum, hat ihren Platz und ordnet sich je nach Bedarf in ihrer eigenen Art ins große Ganze.

Zurück
Zurück

Kreativität. Nicht nur nett, chaotisch und bunt.

Weiter
Weiter

Eigensinn. Vom Mut zur Einzigartigkeit.