Ganz genau. Der wirklich wahre Hebel der Transformation.

Jede:r kennt die Situation in der nach dem zweiten oder dritten Wortbeitrag „endlich jemand Klartext spricht“ – alle atmen auf. Sie können dem Thema wieder folgen, sind munter und gehen mit.

Je komplexer Zusammenhänge werden, desto schneller verfallen wir in allgemeine Phrasen.

Je sensibler Themen sind, desto schneller verfallen wir in verschwimmende Aussagen.

Je unsicherer wir in Sachverhalten sind, desto schneller verwenden wir umschreibende Formulierungen.

Nun ist die Transformation, die gerade an jede Unternehmenstür klopft, ein herrlicher Blumenstrauß aus diesen Dingen: komplex, sensibel, ambivalent und fordernd. Da liegt es nahe, dass auch unsere Sprache schwimmt.

„Uns muss bewusst sein, dass…“ oder „Wir müssten mal…“ ebenso wie „Das sollten wir uns noch einmal ansehen“ kennt man. Auch in vielen Ratgebern, Blog-Posts und LinkedIn-Beiträgen finden sich anregende Gedanken, die allerdings Halt machen vor der exakten Umsetzung. Vor dem Alltag. Vor der mini-kleinen Entscheidung direkt am Schreibtisch oder vor „Was machen wir denn nun ganz konkret anders?“ Das ist die zentrale Frage und die Antworten darauf – heruntergebrochen bis auf die Aufgaben-Ebene – sind die wahren Hebel, wenn es um Veränderung und Wandel geht.

Wir alle kennen dieses Phänomen aus dem eigenen Leben: „Wir müssen mal wieder mehr Sport machen“ oder auch „Lass uns mal gesünder kochen“. Das ist ein perfekter Start, um in eine andere Richtung zu blicken, jedoch ist man damit noch lange nicht losgelaufen. Erst das konkrete Anziehen der Sportsachen oder das Einkaufen von Gemüse und Co bringt uns ins Tun.

Übertragen auf das Unternehmen, empfehle ich jedem fundamental konkret zu werden.

„Was meinen Sie konkret?“ ist eine meiner häufig gestellten Fragen. Und ich frage mindestens zweimal nach, um wirklich den Kern der Erwartung zu identifizieren. Um wirklich Maßnahmen zu definieren, die am nächsten Tag begonnen werden können. Direkt. Unmittelbar.

Woran liegt das? Und was können Unternehmen dagegen tun?

  • Unsicherheit: Mitarbeitende sind unsicher, ob ihre Anmerkungen richtig sind.
    Was hilft dabei? Locken Sie die Antworten gezielt, denn hier herrscht fehlendes Selbstvertrauen. Im Rahmen von guter Kinderstube, fairem Miteinander und sachlichen Formulierungen sollte jede:r sagen können, was sie konkret meinen oder sich vorstellen.

  • Angst vor Konfrontation: Vage Formulierungen werden gewählt um niemanden zu Nahe treten oder eine Konfliktsituation vermeiden. 
    Super, genau das, was keiner braucht. Denn die Gedanken sind ja konkret und die Erwartungshaltung damit auch. Also geht es hier um eine Kultur, die Kritik zelebriert und schätzt. Eine Kultur, die unterscheiden kann zwischen konkreten faktischen Diskursen, die im Sinne des Unternehmens geführt werden sollten. Und einer menschlich zentrierten Wertschätzung, die mit Lob und Freude zu tun hat. Das sind zwei komplett getrennte Ebenen.

  • Eitelkeit: Gelaber-Rhababer wird genutzt, um sich zu zeigen und „mitzureden“.

    Braucht niemand. Auch hier hilft: Konkret nachfragen, was genau gefordert und umgesetzt werden soll. So konkret, dass es messbar, terminierter und aktivierend ist und kein reiner Selbstzweck.

  • Ohnmacht: Die Komplexität ist zu stark, der Berg zu hoch. Wenn der Druck zu groß wird, dann verfallen Mitarbeitende auch in Verallgemeinerung.

    Ein Grund mehr es in kleine Teilchen zu schneiden. Hier braucht es eine aktive Moderation, die nach den einzelnen Bausteinen fragt. Erste Etappe, zweite Etappe, dritte Etappe. Wer macht was bis wann? Et Violá es geht.

Komm mal zum Punkt.

Das Umswitchen von verschwommenen Formulierungen in konkrete Aussagen zeigt sich unmittelbar in der Sprache. Plötzlich werden ganz andere Dinge gesagt, Sätze sind kürzer, prägnanter. Wörter sind direkter und klarer. Der Singsang des Gesagten verändert sich und die Atmosphäre im Raum ist spürbar anders. Es entsteht eine Taktung, eine Art Aufbruchstimmung, ein gemeinsames Machen kann erahnt werden. Und plötzlich besteht die Transformation einfach nur noch aus vielen kleinen Schritten und dem Selbstvertrauen, dass man sie schaffen kann.

Gibt es Hilfestellungen, die ganz konkret helfen?

Ja, die gibt es. Hier eine Sammlung, die nicht vollständig ist:

  1. Wie würden Sie einem Kind Ihre Idee oder Ihren Gedanken erklären? #einfacheSprache

  2. Können Sie die nächsten Schritte/Ideen/Gedanken kurz scribbeln? Achtung, hier geht es nicht um Schönheit, sondern darum, dass etwas Konkretes gezeichnet werden kann und damit für andere verständlich wird #zeichnenhilft

  3. Denglisch? Ist nett, wirkt cool – hilft aber nicht, um zu erklären. Maximal um Vibes zu vermitteln #wissenwannwaswie

  4. Fragen Sie zurück? Was machen wir dann jetzt? Wie geht es ganz konkret ab Morgen anders? #spiegeln

  5. Gehen Sie den Dingen auf den Grund und fokussieren Sie die Folge der Folge. „Und dann?“ “Und wer?” “Und bis wann?” helfen perfekt, um herauszufinden, ob tatsächlich die Wirkung eintritt, die anvisiert wurde. #ganzehrlich

Unsere Sprache ist ganz wunderbar, sie enthält so viele Wörter, dass wir alles konkret und knackig formulieren können. Transformation heißt eben auch sich von Management-Sprech zu verabschieden und Tacheles zu reden. Ganz genau.

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Die Macht der ästhetischen Gestaltung. Wenn das Unternehmen zum Kunstwerk wird.

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Genuss. Ein Pflichtgefühl für Unternehmer:innen