Von Gegensätzen, die zusammengehören
Kalte Nächte, heiße Nachmittage. Ausgetrocknete Wüsten, saftige Oasen. Sandiges Goldgelb, dunkelrotes Gestein. Berber mit Djellaba, Frauen in Hotpants. Fastenmonat und Zuckerberge.
Wüstensturm in Egg Cherbbi
Stadtmauer in Rabat
Töpferei-Kunst in Fés – Nummer eins
Spaziergang durch eine der 1000 Kasbah
Töpferei-Kunst in Fés – Nummer zwei
Nach vierzehn Tagen wirbeln die Eindrücke und Bilder in meinem Kopf herum. Mein Körper hat die Bremse gedrückt, weil er nicht mehr aufnehmen konnte. Mit Magen-Darm-Infekt ist man gezwungen, Pause zu machen und das ist gut so. Zum Glück hat er sich genau den Zeitraum ausgesucht, der nicht vom ständigen Koffer auf- und zuklappen geprägt ist.
Mittlerer Atlas
Also, wo fange ich an? Schließe ich die Augen kommen intensiv rote zerklüftete Berge und Weiten als Bilder. Dörfer, die aus Lehm bestehen und sich fantastisch in ihre Umgebung einfügen. Das wünsche ich mir so oft für Städte und Dörfer bei uns. Architektur, die nicht nur funktional ist oder asketisch, sondern, die sich formvollendet und farblich mit ihrer Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes verbinden. Da kann man von den Kasbahs gut lernen. Die Lehmbauten sind einfach und kompliziert. Halten sie doch die Wärme im Winter drinnen und kühlen im Sommer. Aber wehe ein Erdbeben steht an… Es ist berührend die eingefallenen Häuser zu sehen und zu wissen, dass man diese Bilder vor sechs Monaten auf allen News-Kanälen gezeigt bekommen hat. Viel wird repariert und neu gebaut, aber viele Menschen leben in provisorischen Plastik-Zelten und hoffen und beten auf eine bessere Zeit.
Zeichen des Erdbebens September 2023
Messerschleiferei in Fés
Ja, Marokko ist im Aufbruch, Umbruch und Steinbruch – es wird überall gewerkelt, gebaut und das mit dem Arbeitsschutz ist so eine Sache. Aber als Deutsche weiß man die Situationen mit Humor zu nehmen, sind sie doch so weit weg von dem was wir kennen.
Was kommt mir noch in den Sinn? Oasen. Ja, zum allerersten Mal in meinem Leben verstehe ich die Bedeutung einer Oase wirklich. Es ist nicht nur ein netter grüner Fleck in der Wüste. Oasen sind Wunder. Oasen sind kleine Paradiese. Oasen sind Orte der Hoffnung. Klingt pathetisch? Willkommen in Marokko.
Entlang der Straße der Eintausend Kasbahs
Zwischen trockenen, kargen, rauen Bergen und Schluchten tut sich plötzlich aus dem Nichts ein grünes Dschungel-Band auf: Dattelpalmen für den Schatten, Olivenbäume, Orangen-Bäume, Sträucher und Geäst in sattem Grün für die mittlere Höhe und dann saftige Felder mit Getreide. Unterteilt in kleine Parzellen, getrennt durch weiche Lehmmauern. Der Duft von intensiven Pomeranzen-Blüten-Bäumen trifft auf plätscherndes Wasser. Mittendrin ackern Bauern in Gummistiefeln.
Und das wie bei uns vor 200 Jahren. Landwirtschaft heißt hier einfache Geräte und ein Esel. Der ist Pflicht, für alles, was es zu tun gibt.
Und einmal in der Woche geht es auf dem Markt. Das zentrale Highlight für alle. Sehen und gesehen werden. Denn. wer nicht da ist, könnte “Probleme haben” und es entstehen Gerüchte. Dann heißt es kaufen, verkaufen und feilschen. Verheiraten und Vermitteln. Die neuesten Neuigkeiten aus der Welt bekommen. Eine Welt, die unfassbar klein und doch so groß ist.
Und so wechselt sich Marokko ausgleichend ab. Nach rauen Bergen, kommt ebenes Flachland. Nach alten Traditionen kommen neue Prinzipien. Nach Landwirtschaft kommt Bergbau. Und alles dazwischen ist unverpackt, intensiv und voller Sinnlichkeit. Im Guten wie im Schlechten.
Alles dreht sich mehr oder weniger um Wasser und um die Hitze, die die Sonne schickt. Steinwüsten werden zu Oliven-Plantagen, der Stausee wird schon genügend Wasser hergeben. Und wenn nicht….? Die Nachfrage nach Obst und Gemüse aus der Welt ist groß, was soll man da machen? Noch mehr Plantagen bauen. Und was machen wir mit all den Gebieten, die ausgetrocknet sind? Dafür fällt uns irgendwann auch noch etwas ein. Bodenschätze, die gibt es noch en masse und alle Welt fragt danach…
Marokko, ein Land, das hervorragend jongliert. Zwischen den Ansprüchen des internationalen Handels, den eigenen Bedürfnissen, der Tradition und Härte des Lebens. Wie so etwas gehen kann? Jedes Land hat dafür seine eigene Antwort. Marokko antwortet mit intensiven Farben für das Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen, dass man von den Berbern kennt und einem Eigensinn, der nur schwer zu erschüttern ist.
Omnipräsente Orangen
Sonnenaufgang in der Wüste
Rabat und seine Schwesterstadt
Souk in Fés
Berber-Teppiche und ihre Designs
Dades Schlucht
Der Atlantik in Afrika
dunkle Gassen für kühle Momente