Handwerk. Oder auch “Jeder kann zeichnen”.

Wenn ein Mensch im Alter von circa drei Jahren zum Stift greift und zeichnet entstehen oftmals so genannte “Kopffüssler”. Krakelige Wesen, denen man dennoch ansieht, dass es mal Personen sein sollen. Eine fantastische Entwicklungsphase bei Kindern. Steht sie doch sinnbildlich für das, was wir Menschen sind. Da gibt es den Kopf mit all den wertvollen Gedanken und es gibt den Rest. Ob Füße, Hände oder Tentakel spielt keine Rolle, denn es geht darum, zu zeigen, dass das Wesen etwas greifen und berühren kann.

Es ist unser ureigenes Wesen, das uns Zeichnen lässt. Bereits als kleine Menschen kritzeln wir mit Stöcken in den Sand oder hantieren mit Stiften solange bis Spuren entstehen. Sind wir dann mündig und erwachsen, tippen wir und verlagern unser Denken, Wirken und Verändern immer mehr in die digitale Welt. Alles dient der Arbeitserleichterung, der Vernetzung unabhängig von Zeit und Raum und dem Drang nach Wissensaustausch. Dennoch kann eine 100% Digitalisierung nicht unser Bestreben sein, solange wir “Kopffüssler” sind.

Neben E-Mails, Meetings und virtuellen Konferenzen, empfehle ich daher jedem Manager und jeder Managerin ab und zu – wenn es erforderlich ist – Stift und Papier zu nutzen. Denn die Technik des Zeichnens ist weder altmodisch noch eindimensional. Im Gegenteil, sie schafft eine multisensorische Datenlage für unser Bewusstsein.

Warum Zeichnen so wichtig ist

  • Die Koordination zwischen Auge, Hirn und Hand schafft mehrere Sinneseindrücke zu ein und derselben Sache. Unser Hirn hat also mehr Informationen und kann daher komplexe Zusammenhänge schneller erfassen. Je mehr wir zeichnen desto leichter fällt es uns Zusammenhänge wahrzunehmen.

  • Unsere Feinmotorik wird geschult und wir lernen gezielter auf den Punkt zu kommen. Das gilt wortwörtlich. Denn zu zeichnen heißt eine Linie von einem Punkt zum nächsten zu ziehen.

  • Widmet man sich dem Zeichnen, lernt man unmittelbar, dass alles auf den Blickwinkel ankommt. Denn jede Veränderung unseres Standpunktes verändert unsere Perspektive. Verhältnisse verlagern sich, Längen verkürzen sich und Details kommen zum Vorschein. Die Bewertung liegt also im Auge des Betrachters. Oder der Betrachterin.

  • Das Gefühl etwas zu erschaffen, belebt unseren Schöpfergeist. Trotz Verkrüppelung durch schulischen Kunstunterricht, lässt sich dieser überlisten. Dann, wenn Zeichnen nicht als Kunst und talent-abhängig bewertet wird, sondern als reine Technik, die man erlernen kann – wie Schreiben, Fahrrad fahren. Schwimmen.

Zeichnen lernen wie Fahrrad fahren?

Ja, das geht. Und wie bei allem gibt es die fünf Lernphasen:

  1. Das ruckele Starten mit dem Gedanken “das wird eh nichts.”

  2. Erste Aha-Momente, die Lust auf mehr machen.

  3. Das Tal der Tränen, denn so schnell stellt sich keine Wunschvorstellung ein

  4. Die Erkenntnis, dass man auf dem Weg ist.

  5. Regelmäßiges Anwenden sorgt für ein verlässliches Können auf dem Level “geht doch ganz gut.”

Wer zeichnet, atmet gleichmäßig. Wer zeichnet, fokussiert sich. Wer zeichnet, schafft eine Basis um zu verstehen. Wer zeichnet, trainiert Kopf, Hand und Herz gleichermaßen. Wer zeichnet, lernt Entscheidungen zu treffen und konsequent durchzuziehen.

Es gibt Tipps und Tricks zur Zeichentechnik, doch der eigentliche Erfolgsfaktor ist zum Stift zu greifen und loszulegen. In einem kleinen Notizbuch, auf einem alten Zettel, auf der Rückseite eines Ausdrucks – zwischen zwei Video-Calls, vor einer Strategiesitzung, nach aufregenden Meetings. Zeichnen hilft. Zeichnen kann jede:r.

Und was machen wir nun mit der Digitalisierung? Die feiern wir, denn sie ist die Zukunft. Aber wir begleiten sie mit Zettel und Stift, denn Prozesse werden am besten aufgemalt und Visionen schnell gezeichnet.

Interessiert? Schreiben Sie mir und wir zücken den Stift.

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Feingefühl. Oder auch: Führungskräfte sollten 1x im Leben töpfern.

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Formgebung. Ein anderes Wort für Brandmanagement.